Wie wird sich Bewässerung in Zukunft etablieren? Woraus bestehen Innovationen? Und wo liegen die Grenzen? Unser Bewässerungsexperte Andreas Finke über intelligente Bewässerung im Einklang mit Nachhaltigkeit.
Was kann eine intelligente Bewässerung und wieso überhaupt intelligent?
Zunächst an die Skeptiker: Nein, eine automatische oder intelligente Bewässerung lässt sich nicht überall integrieren. Und vollautomatisch, so ganz ohne Kontrolle, geht es eigentlich überhaupt nicht. Die Vorstellung, sich ohne Sachverstand und –Kenntnis blind auf Sensoren oder Wetterdatenbanken
verlassen zu können, wird vermittelt, ist aber eher Wunschgedanke.
Eine automatische Bewässerung ist in erster Linie eine Grundversorgung der Pflanze oder der Pflanzflächen. Die Grundversorgung bewahrt die Pflanze vor Trockenstress und sorgt dafür, dass auch kürzere Zeiträume ohne menschliches Zutun überbrückt werden können. Ein Wochenende wird so zu einem Wochenende!
Der eigentliche Erfolg einer Bewässerung ergibt sich jedoch aus dem Zusammenspiel der Automatisierung, der Kontrolle und vor allem dem korrigierenden Eingriff durch den Menschen. Der wichtigste Sensor bleibt also das fachkundige Auge (oder der grüne Daumen)! Intelligent wird die Steuerung also nicht nur, wenn man die technischen Möglichkeiten voll ausnutzt, sondern vor allem, wenn man die Grenzen erkennt. Eigentlich wie im Leben.
Fast alle neueren Entwicklungen beschäftigen sich mit der Kontrolle (Feuchtesensoren) und der möglichst exakten Voraussage. All diese Informationen dienen letztendlich nur der räumlichen Verteilung von Wasser. Das wichtigste jedoch bei einem Ausblick auf die Bewässerung der Zukunft sind weniger die technischen Neuerungen, als der Zugriff auf die Ressource Wasser.
Wasser - wo kommst Du her, wo gehst Du hin?
Der weite Weg der Niederschläge und die Zeit entscheiden, wie wir Beregnungsanlagen speisen. Regenwasser lässt sich auffangen und ist dann unmittelbar verfügbar. Wenn es denn regnet! Der fiel im Jahr 2018 beispielsweise nämlich in weiten Teilen Mitteleuropas aus.
Niederschläge speisen auch die Oberflächengewässer (Bäche und Teiche), wo in der Regel eine ganzjährige Entnahme möglich ist. Und letztendlich sind es Niederschläge, die durch Infiltration Grundwasser bilden, mit dem wir unsere Brunnen speisen. Grundwasser kann wenige Wochen bis viele tausend Jahre alt sein. Diese natürlichen Speichermöglichkeiten macht man sich zunutze.
Steigender Bedarf und längere niederschlagsfreie Hitzeperioden führen dazu, dass weitere Brunnen gebaut, und aus bestehenden Brunnen mehr Wasser gefördert wird. Gleichzeitig werden jedoch durch Flächenübernutzung und Versiegelung die Infiltration und damit die Grundwasserneubildung immer mehr eingeschränkt, so dass sich schon jetzt in manchen Gegenden die Grundwasserleiter nicht mehr regenerieren können. Dass der Gesetzgeber jegliche Wasserentnahme stärker regulieren wird, steht außer Frage. Was aber dann?
Im Westen nichts Neues - Die eigentliche Innovation heißt Fantasie und Vielfalt
Da Mitteleuropa, in der Vergangenheit eher klimatisch begünstigt, folgerichtig nicht die erste Region mit Wasserproblemen ist, sind die meisten Probleme anderswo schon einmal gelöst worden. Viele Lösungsansätze sind auch wieder in Vergessenheit geraten. Neben den erwähnten Faktoren Technik und Verfügbarkeit steht natürlich auch bei einer Bewässerung die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund.
Die Nutzung von Grauwasser (mäßig verschmutztes Wasser wie z.B. aus Reinigungsprozessen) war bislang meist kostenintensiver als Trinkwasser. Eine verstärkte Nutzung von Grauwasser erlaubt nicht nur Bewässerung von Pflanzen, sondern auch Infiltration und damit Grundwasserneubildung. Gar nicht neu, man denke an den alten Fritz und die Rieselfelder um Berlin.
So ist zum Beispiel die Nutzung von solarbetriebenen Pumpen nicht neu, aber die hohen Kosten haben eine Verbreitung verhindert. Bedingt durch den starken Preisverfall bei PV-Modulen, die aber gleichzeitig immer leistungsfähiger wurden, gewinnt generell die Nutzung von Solarstrom wieder an Bedeutung.
Vermeidung von vollständig versiegelten Flächen, damit Wasser besser abfließen.
Das ewige Mahnen an die Vernunft und die Nachhaltigkeit
Bei der Nutzung fast aller Ressourcen steht der schnelle wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund. Da bildet die Nutzung von Wasser keine Ausnahme. Eine nachhaltige Nutzung von Wasser ist allerdings nicht zwangsläufig endlich, vorausgesetzt die Nutzung wird beschränkt. Beschränkung geht leider immer mit Reglementierung einher. Und die Nutzung von Wasser ist tatsächlich in unserer heutigen Zeit überraschend unreglementiert. Dazu gehört auch, Prioritäten bei der Nutzung von Wasser festzulegen. Alleine dieser Umstand birgt soviel Konfliktpotenzial, dass ich an dieser Stelle lieber aufhöre, zu schreiben.
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