Rasen satt, trotz britischem Inselwetter

Mach Dunes in Schottland

Schottland ist für seine einzigartigen Garten- und Parkanlagen mit stilvoll durchdachten Szenerien ebenso bekannt wie England. Darüber hinaus erstrecken sich zahlreiche exzellent gepflegte Golfplätze entlang der High- und Lowlands. Damit Golfsportler trotz des rauen Wetters voll auf ihre Kosten kommen, bedürfen die Golfanlagen mit ihren anspruchsvollen Bodenbeschaffenheiten einer sorgfältigen Pflege. Ob und wie das bei den berüchtigt wechselnden Wetterbedingungen machbar ist, hat unser schottische Kollege Graeme Black den Head Greenkeeper Simon Freeman des Machrihanish Dunes Golf Clubs gefragt.

Das Golfsportparadies Schottland

Nebelumwobene Seen, weite Heidekrautlandschaften, mystische Wälder und der Genuss eines Single Malt bei schwungvoller Dudelsackmusik. Diese und weitere Bilder spielen sich vor dem inneren Auge ab, wenn von diesem sagenumwobenen Land die Rede ist. Dabei ist Schottland mit rund 79.000 km² nur ungefähr doppelt so groß wie die Niederlande. Doch die unzähligen Flüsse, Seen, Küsten- und Gebirgsstreifen prägen die Landschaft so sehr, dass Schottland nicht nur ein beliebtes Reiseziel wegen der skurrilen Kultur ist.

Obwohl Schottland zu einer der bevölkerungsärmsten Regionen Europas gehört, so ist es auch das Land mit dem höchsten Golfplatzaufkommen pro Kopf. Die erste Erwähnung des Golfsportes ist bis in das 15. Jahrhundert zurückzuführen. Und so zählt Schottland mit derzeit über 550 Golfplätzen zur Wiege und Heimat der olympischen Sportart.

Der einzige, schottische Golfplatz im Naturschutzgebiet

Einer von ihnen ist der Machrihanish Dunes Golf Club im Südwesten des Landes direkt am Atlantik. Der Standort für diesen Golfplatz wurde vor rund 130 Jahren mehr oder weniger entdeckt. Die wohl größte Besonderheit der Anlage ist der spezielle Naturschutzstatus, welchem sie unterliegt. Die Machrihanish Dunes tragen das „SSSI-Siegel“, was für „Site of Specific Scientific Interest“ steht. Also Orte, die hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien das natürliche Erbe des Landes repräsentieren und somit unter besonderen Schutz stehen. Der Machrihanish Dunes Golf Club ist der einzige Golfplatz, welcher in einem geschütztem Gebiet betrieben wird.

Folglich bedeutet es, dass die Naturgegebenheiten in all ihren Facetten im Course-Design aufgenommen und integriert wurden. So wurde keines der Spielfelder künstlich angelegt und die Bahnen fügen sich harmonisch in die Dünenlandschaft ein. So wie die Umwelt- und Wettereinflüsse die Landschaft geformt haben, so ähnelt auch keine Bahn der anderen. Dies ermöglicht den Sportlern ein abwechslungsreiches und unvergessliches Spiel im Einklang mit der Natur. Um diese Schönheit der Landschaft weitestgehend erhalten zu können, bleibt der gesamte Golfplatz so unberührt wie möglich. Von rund 105 Hektar Golffläche sind nur etwa drei Hektar durch die Golfkonstruktion verändert worden. Diese Änderungen beinhalten im weitesten Sinne die Abschlagsmarkierungen sowie den Zielbereich (sogenannte „tees and greens“). Der Bereich zwischen Abschlag und Ziel, sogenannte Fairways, bleiben mit all ihren Ausprägungen unangetastet. Lediglich der Rasen darf gemäht werden. Diese naturbelassene Szenerie mit Blick über die Bucht und weite Dünenlandschaften ist für viele Golfer reizvoll. So hat der Golfplatz den Ruf, das beste „Eröffnungsloch“ eines Spiels ganz Schottlands zu besitzen.

Mach Dunes Golfplatz Hole 13

Zum Schutze des Gebietes: Chemikalienverbot

Durch den Schutzstatus der Landschaft, müssen die Pflanzbestände stetig beobachtet werden, damit seltene Pflanzen geschützt werden können und noch weitere Generationen überdauern. Landschaften mit SSSI-Auszeichnung dürfen weder mit Chemikalien noch mit Düngemitteln behandelt werden, was die Produktpalette für den Greenkeeper (dt. Golfwart) erheblich einschränkt. Den Spagat zwischen dem Erhalt der Natur und der Pflege einer exzellent organisierten Golfanlage gilt es jeden Tag zu meistern und erfordert alternative Produkte für die Rasenpflege.

Die Restriktionen verlangen besonders viel Sorgfalt und Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Produkte. Doch genau hier liegt für mich der Reiz an meinem Beruf.

Simon Freeman, Greenkeeper

Herausforderung: Wetter

„Ich liebe es, hier zu arbeiten. Mein Job hat so viele Facetten, die auf der einen Seite unglaublich spannend, auf der anderen Seite zeitweise auch schwierig zu handhaben sind.“ Die Schwierigkeiten sind vor allem in den unterschiedlichen Wettereinflüssen begründet. So kämpft er häufiger mit extremen Windschüben und Niederschlägen sowie einer Salzbelastung.

Im Gegenzug stellt die Wintersonnenwende das Kontrastprogramm dar, welche durch den Golfstrom auch höhere Temperaturen als im Rest des Landes mit sich bringt. Im Schnitt liegen die Wintertemperaturen um die 5-7 °C, die Sommertemperaturen bei 19 °C. Doch wie sagt das alte schottische Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“

Das Wetter in Schottland kann recht wechselhaft sein. Die westlichen Landschaften gelten dabei als die regenreichsten und windigsten Orte Europas. Nicht zu Letzt, weil sie den Winden vom Atlantik unterliegen. Doch auch hierfür haben die Schotten einen passenden Ausdruck und bezeichnen die Wetterbedingungen liebevoll als „stimmungsvoll“.

Mach Dunes Golfplatz Hole 18

Herausforderung: Lieferwege

Stimmungsvoll sind auch die Lieferwege zur Golfanlage, da diese recht abgelegen ist. Teilweise gibt es keine direkte Verbindung. Aus diesem Grund ist es für den Golfplatzbetreiber als auch für den Greenkeeper unerlässlich, direkt beim Zulieferer zu bestellen, um Reklamationen auch in ihrem Sinne zu vermeiden. Diese würden erneut längere Wartezeiten mit sich bringen, welche auch aus wirtschaftlichen Gründen vermieden werden sollten. Weil die Region sich hinsichtlich der Wettereinflüsse so stark vom Rest des Landes unterscheidet, ist es den Betreibern wichtig, dass die Berater die Anlage mit all ihren Besonderheiten vor Ort kennenlernen: „Nur so können wir gut beraten werden und gemeinsam neue Wege und Alternativen erarbeiten.“

Die persönliche Beratung trage zum Erfolg bei, da es für das Golfplatzmangement teils schwierig ist, mit den Innovationen und Entwicklungen der Branche unter Berücksichtigung der SSSI-Restriktionen Schritt zu halten. In den Vorortterminen erfahren sie nicht nur etwas über die neuen Standards und Produktentwicklungen, sie stellen gleichzeitig auch die Zulieferung der für sie passenden Produkte sicher.

Auch nach über 20 Jahren Berufserfahrung ist sich Simon Freeman sicher, dass er noch viel in seiner Tätigkeit als Greenkeeper über die Feinheiten des Golfplatzmanagements und deren Auswirkungen lernen wird. Auf die Frage, ob er einige Tipps und Tricks für einen gepflegten Rasen hat, antwortet er:

Es gibt kein Richtig oder Falsch. Alles, was Du benötigst ist Geduld, um Erfahrung zu sammeln.

Simon Freeman, Greenkeeper

Vom Englischen ins Deutsch: Anna Kirschke

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