Insekten als Nützlinge einsetzen

Marienkäfer frisst Läuse

Die Beudeutung von biologischen Pflanzenschutz wächst und wächst immer mehr. Nicht nur, weil auch das Umweltbewusstsein eine immer größere Rolle im gesellschaftlichen als auch (land-) wirtschaftlichen Kontext einnimmt. Sondern auch, weil die Anzahl der chemisch-synthetischen Pflanzenschutzwirkstoffe abnimmt. Dabei verfolgt der Nützlingseinsatz in Gewächshäusern andere Vorgehensweisen als die der Freilandkulturen.

Biologischer Pflanzenschutz ist definiert als Einsatz lebender Organismen zur Verdrängung oder Bekämpfung von Schaderregern (Pathogene). Natürliche Feinde sollen deren Übervermehrung verhindern und das biologische Gleichgewicht im Bestand wieder herstellen. Dafür können Nützlinge aktiv eingesetzt oder mit Hilfe einfacher Maßnahmen auf den Kulturflächen gezielt gefördert werden.

Vor dem Hintergrund der Abnahme der Anzahl zugelassener chemisch- synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und der Zunahme von Auflagen und Restriktionen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nimmt die Bedeutung biologischer Pflanzenschutzmaßnahmen zu. Es ist zu erwarten, dass natürliche Feinde zukünftig unverzichtbarer Bestandteil bei der Schaderregerkontrolle sind.

Der biologische Pflanzenschutz ist in der Regel aufwändiger und teilweise kostenintensiver als der chemische Pflanzenschutz. Zudem erfordert er einige Erfahrung. Grund ist, dass die Entwicklung der Nützlinge auf den Kulturen von einer Vielzahl an Faktoren, insbesondere dem Klima, abhängig ist. Außerdem haben Nützlinge in der Regel keine Knockdown-Wirkung. Ihr Einsatz muss vorbeugend bzw. bei einer noch kleinen Schaderregerpopulation erfolgen. Andererseits hat der biologische Pflanzenschutz einige unübersehbare Vorteile.

Reduzierung der Resistenzgefahr gegenüber Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen
Keine Auflagen wie Wiederbetretungsfristen, Abstandsauflagen oder Anwohnerschutz
Umwelt- und Anwenderschutz
Einbindung aller Mitarbeiter in die Arbeiten möglich, da keine Sachkunde erforderlich ist

Die Nutzung von Gegenspielern ist ein lange bekanntes und verwendetes Verfahren zur Schaderregerbekämpfung. In den letzten Jahrzehnten hat vor allem der Nützlingseinsatz im Gewächshaus bzw. im geschützten Anbau wieder an Bedeutung gewonnen. Das liegt daran, dass das Klima im geschützten Anbau günstiger für die Entwicklung lebender Organismen ist, die in den meisten Fällen am besten in einem Temperaturbereich von 18 °C bis 25 °C und einer relativen Luftfeuchte zwischen 60 % und 90 % funktionieren. Im Freiland spielt der aktive Einsatz von Nützlingen dagegen eine untergeordnete Rolle. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung natürlich vorkommender Nützlinge durch angepasste Pflanzenschutz- und Agrarumweltmaßnahmen.

Herausforderung Freilandeinsatz

Der Einsatz von Nützlingen im Freiland ist unwidersprüchlich schwieriger. Baumschulen beispielsweise stehen aber dennoch unterschiedliche Möglichkeiten zum biologischen Pflanzenschutz
zur Verfügung.

1. Schonung und Förderung heimischer Nützlinge

In Deutschland gibt es eine Vielzahl natürlich vorkommender Nutzorganismen.
Alleine aus der Gruppe der Insekten sind weit mehr als 3.000 nützliche Arten bekannt, dazu kommen Milben und Mikroorganismen. Dieses große Potential kann auf verschiedene Weisen genutzt werden: 

2. Wiederansiedlung heimischer Nützlinge

Das Ansiedeln von Nützlingen aus anderen Beständen, z. B. Raubmilben zur Spinnmilbenbekämpfung aus Obstoder Weinbaukulturen, ist in den entsprechenden Anbauregionen möglich.

3. Masseneinsatz gezüchteter Nutzorganismen

Zur akuten Bekämpfung von Schaderregern werden Nutzorganismen aus kommerziellen Zuchten eingesetzt. Sehr gute Erfahrungen gibt es beispielsweise mit Nematoden gegen Dickmaulrüssler oder im Gewächshaus mit verschiedenen
Raubmilben-Arten zur Bekämpfung von Spinnmilben und anderen saugenden Insekten. Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten:

Periodisch

mit kleinen Aufwandmengen: der Einsatz erfolgt vorbeugend, damit die Schaderregerpopulation frühzeitig bekämpft wird, bevor es zu einer Massenentwicklung kommt.

Einmalig

im Überschwemmungs-Verfahren mit hohen Aufwandmengen: dieses Verfahren wird bei einem bestehenden Befall eingesetzt, die Aufwandmenge sollte dabei an die Größe der Schaderregerpopulation angepasst werden, um diese ausreichend schnell zu bekämpfen.

Offene Zucht

Hierbei wird dem Nützling ein Nahrungsangebot zur Verfügung gestellt, um ihn in der Kultur zu halten; sinnvoller Weise werden für die „Offene Zucht“ Schaderreger verwendet, die nicht die Kulturpflanzen befallen (beispielsweise
Getreideblattläuse für die Zucht von Blattlaus-Gegenspielern).

Doch welcher Nützling hilft bei welchem Schädling? Die nachfolgende Übersicht zeigt einige Beispiele

Apfelwickler

Apfelwickler
Der häufigste Schädling im Obstbau. Die Falter legen ihre Eier ab Ende Mai auf die Früchte ab. Die Larven sind weiß mit schwarzem Kopf. Nach drei bis vier Wochen verlassen sie die Früchte.

Nematode
Dickmaulrüssler

Dickmaulrüssler
Kommt häufig an Ziergehölzen, Stauden oder Erdbeeren vor. Der Käfer ist 7-13 cm groß und verursacht Buchtenfraß an Blatträndern. Die Larven ernähren sich von den Wurzeln der Pflanzen. Nach Schlüpfen der Käfer ist er nach 5 Wochen geschlechtsreif.

Nematode
Schmierlaus

Schmierläuse
Haben eine Wachsschicht, was die chem. Bekämpfung erschwert. Länglich, oval geformte Weibchen können in einer Woche bis zu 500 Eier ablegen. Der Pflanze werden Nährstoffe entzogen, Honigtau wird ausgeschieden, Bildung von Schwärzepilzen wird begünstigt.

Florfliege
weisse Fliege

Weiße Fliege
Weiße Fliegen haben ebenfalls eine schützende Wachsschicht und kommen häufig an Zierpflanzen vor. Ähnlich wie die Schmierlaus entziehen sie der Pflanze Nährstoffe und scheiden Hontigtau aus.

Schlupfwespe
Spinnmilben

Spinnmilben
Die winzigen, gelblichen Spinnmilben entziehen der Pflanze Nährstoffe und sorgen für eine weiß-gelbe Verfärbung der Blätter durch Aussaugen der Blattzellen. Spinnmilben bevorzugen Kultur- und Obstpflanzen sowie Beerenobst.

Raubmilbe

Dieser Beitrag ist von Juliane Braun und Elisabeth Götte. Herzlichen Dank!

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